Ich find’s super interessant, wie mit Ideen umgegangen wird.
Ideen sind ja irgendwie Grauzone: an sich haben sie noch keinen Wert, denn es muss oft noch etwas umgesetzt werden, aber auf der anderen Seite ist eine gute Geschäftsidee viel Geld wert und tatsächlich auch als solche zu verkaufen.
Ist die Idee dann erst einmal veröffentlicht, gibt es wieder eine gedankliche Hürde: gehört sie jetzt allen, die sie kennen oder nur dem Urheber? Und was ist mit Ideen, die keinen klaren Urheber haben? Bzw. viele verschiedene? Beispielsweise wurde Schrift ja parallel ungefähr zur selben Zeit auf verschiedenen Kontinenten erfunden.
Wie ist mit so etwas umzugehen?
TL;DR:
Ideen sind schwierig handzuhaben. Gehören Sie nur dem Ursprung oder allen, die Sie kennen?
Veröffentlichung vs Schutz
Eine Idee kann ihre Wirkung erst entfalten, wenn sie ihre Umwelt beeinflusst.
Das heißt aber, sie muss verstanden und nachvollzogen werden. Gehört sie ab diesem Moment noch dem Urheber? Oder ist sie dann Allgemeingut?
Oder aber ist die Idee soviel wert, dass sie niemandem Anderen gehören soll? Dann darf man sie nicht umsetzen, nicht veröffentlichen. Und das macht ja auch keinen Sinn.
Lösungsansätze
Es gibt derzeit im Grunde zwei extreme Lösungsansätze:
- Jede Idee ist Allgemeingut.
- Wer eine Idee zuerst bei einem Schiedsrichter vorstellt, darf sie erstmal als Einziger nutzen.
Der erste Weg ist besonders mit der Softwarewelt einfach gezeigt:
Open-Source Software.
Hier ist ein Programmcode öffentlich verfügbar und kann von jedem (ob sachverständig oder nicht) angepasst und weiter veröffentlicht werden. Ich selbst nutze viele OpenSource Programme.
Diesen Text tippe ich Obsidian.
Ich lerne täglich mit Anki.
Der große Vorteil an opensource ist, dass es viele Anbindungs- & Schnittstellen gibt.
In beiden Programmen habe ich viele Plugins, um das Programm für mich zu personalisieren.
Ich könnte sogar selbst Plugins schreiben und veröffentlichen.
Einerseits kann die Community öffentlich kontrollieren ob der Code sicher ist und sorgt so idealerweise für einen perfekt sicheren Code. Das ist bestimmt nie so „ideal“ erreichbar. Andererseits kann dieselbe Community für Fragmentierung und Unsicherheit sorgen.
Der andere Extremweg ist das Patentamt. Wenn ich eine neue Erfindung habe, kann diese bei diesem Schiedsrichter angemeldet werden. Eine erfolgreiche Anmeldung gibt mir das Recht, mich darauf zu berufen, sollte jemand meine Idee nutzen, um Geld zu verdienen.
Das ist super, denn idealerweise ist dieser Schiedsrichter neutral und kontrolliert die Idee auch. So sollte Sicherheit gegeben sein. Auch hier ist das Ideal sicherlich nie zu erreichen.
Das Dilemma
Einerseits sind Ideen dazu da, das Allgemeinwohl zu fördern, andererseits möchte man ja auch diejenigen mit gute Ideen belohnt wissen.
Ich selbst finde als Musiker so etwas wie Urheberrecht wichtig. Auch Autoren freuen sich garantiert über den Schutz ihrer Werke.
Es gibt aber auch Ideen wie zB ein bahnbrechendes Krebsmedikament, welches so vielen Menschen helfen könnte, dass es „eigentlich“ jedem zur Verfügung stehen sollte. Gerade so etwas ist aber „schweineteuer“ – die Arbeit für die Forschung sollte entlohnt werden.
Ich bin mir selbst nicht sicher, was „richtig“ ist. Die Neuentwicklung von Ideen ist eben wahnsinnig teuer. Alles gratis zu Verfügung zu stellen klingt wie ökonomischer Selbstmord für Unternehmen.
Ist irgendwie ein schwieriges Thema. Spannend. Unklar.
Vermutlich müssen wir alle bewusst mit jeder neuen Idee entscheiden, ob diese jetzt geschützt werden soll oder nicht.
Cheers.