Weshalb viele Gespräche schlecht sind

TL;DR:
Keiner von uns kommuniziert effektiv.
Subtexte zerschießen uns gute Gespräche und dass jeder von uns Fehler macht, hilft auch nicht gerade.
Mach dir klar, weshalb dir das Gespräch mit dieser Person so wichtig ist und sei ehrlich.

Weshalb viele Gespräche schlecht sind

Gespräche sind wichtig. Wir sprechen miteinander um Dinge erledigen zu können, uns nicht alleine zu fühlen und um Spaß zu haben.
Jeder von uns kennt Dinge wie „Hör zu, was das Gegenüber zu sagen hat“ und trotzdem führen wir oft schlechte Gespräche.
Woran liegt das und wie kann man das ändern?

Gründe für das Gespräch

Die Frage, die eigentlich über allem stehen sollte ist: „Wieso möchte ich mich genau mit dieser Person unterhalten?“

Meistens ist es so, dass diese Frage gar nicht ausreichend beantwortet ist, obwohl es oft um dieselbe Sache geht:
Wir wollen die Beziehung stärken (oder reparieren).

Ich denke, es gibt grundlegend 2 Dinge, die uns dazu motivieren uns Mühe mit Kommunikation zu geben:

  1. Andere Menschen sind schwierig zu verstehen.
  2. Andere Menschen sind uns wichtig.

Beispiel:
Laufen wir also zu einem Kollegen um zu fragen, ob er diese oder jene Aufgabe erledigt hat, sind viele Gründe am Werk.

Gesprochen wir Text A. Gemeint Subtext B.

Beispielsweise wollen wir nur sicherstellen, dass die Aufgabe erledigt wird. Oder wir trauen der Zuverlässigkeit des Kollegen nicht und können/wollen das nicht so harsch ausdrücken…Also wird gefragt:
Hast du den Bericht schon fertig„.
Damit ist dann gemeint:
Ich bin mir sicher, dass du ihn noch nicht fertig hast, weil ich dir nicht traue. Deshalb frage ich nochmal nach, um dich moralisch dazu zu zwingen, die Aufgabe endlich zu machen.

Und hier kann alles den Bach runtergehen.

Gründe für das schlechte Gespräch

Sehr häufig ist es eine Diskrepanz zwischen gesprochenem Inhalt und dem Subtext, die ein Gespräch schlecht machen. Aber auch fehlende Ehrlichkeit kann ein Gespräch kaputtmachen. Dass wir alle ständig und immer Fehler machen, hilft auch nicht gerade.

Gerade mit passiv aggressivem Subtext habe ich selbst viel Erfahrungen gesammelt (sammeln müssen/“dürfen“)
Wir könnten ja dieses oder jene mal ausprobieren“ hieß häufig:

  • Wieso ist dir die Idee nicht eingefallen, bin ich der/die Einzige, der/die sich hier Gedanken dazu macht?
    oder aber
  • Ich hatte die Idee und erwarte, dass du jetzt damit weitermachst. Entweder du setzt sie um oder erweiterst sie„.

Ich kann nicht sagen, dass das eine offene und effektive Art war zu kommunizieren. Und ich habe selbst so kommuniziert.
Bemerkt habe ich es erst, als ich mit mehreren anderen Personen einen weitaus ehrlicheren modus operandi gefunden hatte.

Okay. Zu den Gründen für schlechte Gespräche:

  1. Nicht ausgesprochener Subtext (inhaltlich)
  2. Keine Ehrlichkeit (emotional)
  3. Das Begehen dieser Fehler, obwohl man es besser weiß

Text vs. Subtext

Im Beispiel oben ist ja wahrscheinlich schon klar geworden, weshalb es zu Problemen kommen kann.
Nochmal anders:
Du sprichst mit deinem Chef über eine Sache, die schief gegangen ist. Der checkt nicht wirklich, weshalb du dich so sehr über diese Kleinigkeit aufregst. Du regst dich darüber auf, weil es ständig vorkommt (also Teil eines größeren Problems ist: Hilf deinem Chef, das System zu verbessern).

Wenn du nicht das sagst, was du denkst, wird das Gespräch über andere Dinge geführt, als du gerne hättest.

Mach das öfter und es wird zum Problem.

Fehlende Ehrlichkeit

Es gibt ja zum Teil Konflikte, bei denen sich eine innere Stimme meldet. Diese Stimme ist selten besonders höflich oder zurückhaltend. Wir denken Dinge wie „Ich kann nicht fassen, dass du mein Vater bist! Ich dachte, wir hätten mehr gemeinsam„.

Dieser Stimme sollte man Gehör verschaffen. Aber bloß nicht ungefiltert. Denn dahinter steckt ja meistens der Wunsch, diese Beziehung zu verbessern, zu vertiefen oder zu reparieren.

Alle machen Fehler

Wenn wir unter Stress stehen, begehen wir diese Fehler ohnehin ständig. Immer. Jedes Mal. Aber wenn man übt, kann man ein paar Prozente besser werden. Und bei der Anzahl an Gesprächen, die wir so führen, wird das trotzdem für eine großen Verbesserung sorgen.

Lösungen

Das Gute für diese Fehler ist, dass nur 2 Kleinigkeiten schon dafür sorgen, dass man ein wenig besser wird.
Fragt man sich im Vorfeld, wieso man jetzt das Gespräch mit dieser Person sucht, wird man sich automatisch der Beziehung bewusst.
Sich nach einer Wahl über den Kanzlerkandidaten zu streiten wird nicht mehr beeinflussen, wer Kanzler wird.
Es geht darum, dass es innerhalb der Gruppe unterschiedliche Meinungen gibt, und das ist (manchmal) schwer auszuhalten.

Sobald man sich die Gründe fürs Gespräch klargemacht hat, kann man auch viel ehrlicher ins Gefecht ziehen.
Aus Unverständnis wird so ein echtes Gespräch und gerade mit dem Fokus auf der Beziehung besteht die Chance, diese zu vertiefen.

Zusammenfassung

Meiner Meinung nach ist das Ziel von „effektiver Kommunikation“ niemals erreicht. Aber es nicht zu versuchen ist auch verkehrt. Man muss kein Extrem erreichen, um sich relativ zu verbessern. Schafft man es, 5% mehr effektive und ehrliche Gespräche zu führen, wird das auf lange Sicht zu einer deutlichen Verbesserung führen.

Ehrlich zu sein, nachdem man sich wieder die Beziehung zu dieser Person in Erinnerung gerufen hat ist der erste Schritt in dieser Richtung.
Danach kommt „einfach nur noch“ üben, üben, üben.

Ich werd’s probieren!
Du auch?

Schreibe einen Kommentar