Nutzen vs. Potential

Instagram könnte so cool sein oder? Eine Plattform, auf der man das Leben von Freunden verfolgen kann, nebenbei Nachrichten mitbekommen und auch noch neue Leute kennenlernt. Alles, während man seine eigenen Abenteuer des Alltäglichen und des Besonderen teilt.
Cool!
Leider ist es ja nicht so…Man lümmelt eher auf dem Sofa herum und legt mehrere Hundert Meter mit dem Daumen zurück, um sich wahllosen Content anzusehen.

Mal im Ernst: Kannst du mir deine Lieblingsreels von letzter Woche erklären? Aber den Kinofilm, den du letztes Jahr gesehen hast, vermutlich schon.

Bei den meisten digitalen Tools ist es ähnlich. Ob jetzt iPhone, Instagram, Netflix, etc.
Wieso? Und was kann man dagegen tun?

TL;DR:
Das Hauptproblem von unserem Umgang mit Digitalem besteht in dem Unterschied von „Nutzen“ und „Potential“. Das Eine beschreibt einen Wunsch. Das Andere die Realität.

Nutzen vs. Potential

Jedes Werbevideo von einem digitalen Tool konzentriert sich auf das Potential. Du kannst Facebook nutzen, um mit Freunden in Verbindung zu bleiben. Instagram kannst du als kreative Plattform für deine Kunst nutzen. Youtube ist immer da, wenn du etwas lernen möchtest. Und auf deinem Handy kannst du mit der Familie video-telefonieren und die Navigation nutzen.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Meistens sieht das Nutzungsverhalten eher so aus, als wäre dieses Gerät ein Spielzeug. Ein Spielzeug, das keinen Zweck ermöglicht, sondern vielmehr einfach nur benutzt werden soll, weil es toll ist.

Die Diskrepanz zwischen Nutzen und Potential ist oft ein Grund für ungesundes digitales Verhalten

Der Handwerker

Wenn wir uns jetzt darauf konzentrieren würden, mehr wie ein Handwerker auf die Sache zu sehen, wäre uns schon geholfen.
Ein Handwerker dreht den Spieß um:

Welches Werkzeug brauche ich um mein Ziel zu erreichen?

Hat er es, wird es genutzt. Hat er es nicht, wird das Werkzeug für den Zweck gekauft. Kein Handwerker zieht los und kauft wie wild Werkzeuge, die eventuell eines Tages für eine potentielle Aufgabe genutzt werden können.
Und wenn doch, ist die Überlegung wohl durchdacht:

  • Was muss gelernt werden, um das Werkzeug zu nutzen?
  • Wie lange „hält“ mich die Lernphase auf?
  • Welchen Mehrwert hat das Werkzeug?
  • Fehlt mir das Werkzeug in meinem Arsenal wirklich noch, oder kann ich es anders erreichen?

Der emotionale Gehalt

Werbung wird immer mehr mit Emotionen geladen. Das iPhone wird genutzt, um die Weltreise festzuhalten. Facebook wird genutzt, um die 10-jährige Freundschaft zu feiern. Und YouTube wird genutzt, um Gelerntes weiterzugeben und oder Kreative Werke zu veröffentlichen.

Es gibt jedoch eine Sache, die jeder Hersteller dieser Tools verschweigt und inständig darauf hofft, dass du es nicht bemerkst:
Du brauchst für diese Sachen diese Tools nicht.

  • Weltreise? Kannst du auch ohne iPhone machen. Hol dir halt eine Polaroid
  • 10-Jährige Freundschaft feiern? Wie wäre es mit einem Urlaub? Oder einem Grillabend?
  • Gelerntes weitergeben oder kreative Werke veröffentlichen? Da fällt dir sicherlich auch etwas ein 😉

Die Lösung

Jedem ist klar, dass das Potential eines Gegenstandes eigentlich nicht in die Entscheidung einfließen sollte. Sondern eben die tatsächliche Nutzung. Eine weitere Gitarre wäre total cool. Aber nutzen werde ich sie vermutlich nicht sehr häufig. Also kaufe ich keine Weitere.

Ich versuche immer zweierlei:

  1. Ich denke an den Handwerker. Wäre ich ein Geschäftsmann, der dieses Gerät für einen Angestellten kaufen soll, würde ich ganz klar rechnen und überlegen, ob es sich lohnt. Wird es genutzt? Welches Ziel erfüllt das Werkzeug?
  2. Was sehe ich gerade in der Werbung? Ein tolles Zelt steht auf einer Bergspitze und ich möchte das Zelt haben? Vermutlich möchte ich eher die Kulisse der Bergspitze. Und für diese Kulisse brauche ich eben nicht speziell dieses Zelt.

Beides hilft mir (manchmal), meine Nutzung von digitalen Tools gesünder zu gestalten und auf dem Weg dahin mehr Abenteuer zu erleben.

Cheers.

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