Das Spektrum von Disziplin

Wie viele Menschen kennst du, die schonmal gesagt haben „Ich brauche mehr Disziplin!“ oder aber „Für so etwas habe ich nicht genügend Selbstdisziplin!“?

Garantiert Einige!
Und hast du schonmal darüber nachgedacht, ob es einen Unterschied gibt zwischen Disziplin und Selbstdisziplin? Vielleicht gibt es sogar mehrere!?

Ich hatte letztens einen solchen Moment und möchte gerne teilen, was ich mir über den Unterschied denke.
(Ich liebe diese Momente ja. Auf einmal ploppt eine Frage auf, die einerseits interessant ist und deren Erforschung andererseits auch mehr Wissen schafft.)

TL;DR:
Disziplin ist die Fähigkeit Aufgaben von Fremden auszuführen. Selbstdisziplin ist die Fähigkeit selbstgestellte Aufgaben zu erledigen.

Disziplin

Disziplin ist laut Duden das Einhalten bestimmter Vorschriften bzw. Verhaltensregeln.
Soweit so cool.
Passt mit dem, was ich bisher im Kopf hatte.

Diszipliniert ist der Mensch, der vom Chef eine Aufgabe bekommt, die weder Spaß macht, noch direkte Belohnung verspricht…und sie dennoch mit aller Hingabe macht.

Diszipliniert ist Diejenige, die täglich Sport treibt, obwohl das super anstrengend ist und nicht immer Spaß macht.

Allerdings gibt es auch noch die Definition vom „Beherrschen des eigenen Willens, Gefühle und Neigungen um etwas zu erreichen.“
Das sehe ich anders. Gerade im Kontext zur Selbstdisziplin.

Selbstdisziplin

Laut Duden ist Selbstdisziplin die „Diszipliniertheit, die jemanden auszeichnet, Beherrschtheit“.
Wie ich finde, ist das eine ziemlich magere Definition.
Gerade im Zusammenhang von Disziplin vs. Selbstdisziplin möchte ich die Begriffe nahezu gleich definieren: „Das Beherrschen des eigenen Willens, Gefühle und Neigungen um etwas zu erreichen.“

Ich möchte die Trennung beim Wörtchen „Etwas“ ansetzen.

Etwas

Meines Erachtens macht es nämlich einen Unterschied, aus welcher Richtung dieses „Etwas“ kommt.

Ist es die Chefin, die einem die Aufgabe gibt?
→ Disziplin
Ist es der eigene Antrieb, der einem die Aufgabe gibt?
→ Selbstdisziplin

Es geht also um die Herkunft dessen, was mit Disziplin erreicht werden soll.
Ist das Ziel aus Einem selbst entstanden, ist es meiner Meinung nach Selbstdisziplin.
Ist das Ziel fremdbestimmt, ist es meiner Meinung nach Disziplin.

Mein Problem mit (Selbst-)Disziplin

Mein Leben lang wurde mir gesagt, ich sei „diszipliniert“.
Oder „selbstdiszipliniert“.
Ich selbst habe das immer anders gesehen.

Jetzt habe ich verstanden: Ich bin selbstdiszipliniert aber nicht diszipliniert.
Was ich machen möchte, mache ich meistens.
Was Andere wollen, das ich mache, mache ich meistens nicht.

Und wie das so ist, bewegt man sich bei diesen Dingen über ein Spektrum.

Selbstdisziplin ist für mich nichts Schwieriges. Es passiert mir einfach. Dafür kann ich absolut gar nicht mit Autoritäten umgehen. Wer mich loswerden will, schreibt mir einfach vor, was ich zu tun habe.

Disziplin ist schwierig für mich.
Oh mann.
Ich habe großen Respekt vor Jedem, der Aufgaben erfüllen kann, bei denen er/sie auch nur den geringsten Anteil von „Extern“ hat.
Das kann ich gar nicht. Ist eine Aufgabe nicht zu 100% durch meine eigene Motivation abgedeckt, mache ich sie ziemlich sicher nicht, spät oder nur ungenau.

Fazit

Ich denke, dass alle von uns ihre eigene Mischung von Selbstdisziplin und Disziplin haben.
Und keine davon ist „falsch“.

Es gibt nur Umgebungen, in denen die eigene Mischung besser angewendet werden kann.

Was denkst du darüber? Unnötige Haarspalterei oder durchaus wichtige Differenzierung der Begriffe? Siehst du das überhaupt so wie ich?

Cheers!

Schreibe einen Kommentar