Das leuchtende Büro oder: „Wann hustlen cool ist“

Vor einiger Zeit habe ich ja gegen hustleculture gewettert. Und ich glaube, dass ich eine Perspektive auf das Thema gefunden habe, die das Ganze noch etwas facettenreicher darstellt.

In Hustleculture ist fürn Arsch habe ich geschrieben, dass es vor allem um das Verhältnis von Input zu Output geht. Man kann, zB super zufrieden mit der Arbeit sein, obwohl man nur 4 Stunden pro Woche reinsteckt. Ist eben ein „Sidehustle“ und man verdient 450€ im Monat während man Spaß hat. Cooles Verhältnis.

Mir kam letztens eine Idee, die dieses „Modell“ noch erweitert. Let’s go.

TL;DR:
Hustle ist manchmal okay. Vor allem, wenn der Sinn für dich klar ist und auch die Motivation dazu von dir selbst kommt

Das Büro, das nachts leuchtet

Ich gehe oft abends noch eine Runde spazieren. Man kommt gut runter und bekommt auch mal mit, was in der Welt abgeht.

Dabei laufe ich in Braunschweig an einem Büroblock vorbei.
Jetzt, wo es wieder früher dunkel wird, ist mir eines Abends etwas aufgefallen:

In einem der Büros saß um 20:30 noch jemand und hat gearbeitet. Während im Hintergrund die diffus leuchtenden Herbstwolken vorbeiziehen, leuchtet ein Raum hell und alleine im Dunkeln. Darunter fahren ein paar Autos entlang. Einige Spaziergänger gehen vorbei und genießen ihren Feierabend.
Und nur ein paar Meter oben drüber wird an einer Powerpoint oder Excel (oder was auch immer „Wichtigem“) gearbeitet.

Krasser Kontrast.
Ein einzeln erleuchtetes Büro mitten im sparsam beleuchteten Herbstabend.

Das Zimmer, das nachts leuchtet

Schnitt.
Ich habe einen guten Freund, der einer festen Arbeit nachgeht. Dort fängt er früher an, um früher zu gehen bzw. Nachmittags auch anderen Kram als Arbeit zu machen.

Klappt natürlich nicht immer, denn manchmal gibt es Meetings oder Termine, die ihn erst um 18:00 aus der Bürotür gehen lassen.

Warum er so früh geht? Er arbeitet noch an einem eigenen „Sidehustle“ und möchte das eben nicht bis in die Nacht machen.

Allerdings passiert es trotzdem, dass er erzählt er habe „bis 23:30 noch gearbeitet.
Und ich habe gemerkt, dass mich das nicht so aufregt, wie das leuchtende Büro.

Der Unterschied

Wo ist also der/die Unterschied(e)?

Für mich ist es nach einigem Überlegen klar:
Es kommt darauf an,

  • wofür jetzt bis in die Nacht gearbeitet wird und
  • woher die Motivation kommt.

Ist im Büro jemand, der eine Powerpoint vorbereitet weil er morgen glänzen will? Denn davon hängt die Beförderung ab, die sich so sehr erarbeitet wird? – Na dann, gönn dir!

Oder ist es, weil die Chefin sagte, dass man den Bericht morgen fertig haben sollte, egal was passiert? – Lass das mal.

Für mich sind die Unterschiede, woher die Idee und Motivation kommt, jetzt so lange zu hustlen. Und ob der angestrebte Zweck der Arbeit einem selbst bedeutend vorkommt.

Mein Fazit

Es gab Momente, da habe ich mich selbst dem „Hustle“ hingegeben. Und das hat sich geändert, als ich in den letzten Jahren immer weniger das machen konnte, worauf ich Lust hatte.
Die Motivation wandelte sich von intrinsisch zu extrinsisch. Auch die Ziele waren fremdbestimmt.
Das ist weder gut noch schlecht. Ich kam damit aber nicht klar.

Jetzt, wo ich wieder mehr Freiheiten habe, genieße ich es auch wieder, mal bis in die Nacht hinein zu arbeiten. Weil es für mich ist. Weil ich den Sinn dahinter sehe. Und weil ich weiß, dass ich schon morgen einfach Feierabend machen kann.

Wie stehst du dazu? Hast du überhaupt einen Sidehustle? Wieso hast du das angefangen?

Cheers!

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