Hustleculture ist fürn Arsch

Hustleculture tut uns nicht gut.
Diese Nachricht: „Harte Arbeit wird belohnt.“ wurde jetzt so lange wiedergekäut, dass der eigentliche Sinn verloren gegangen ist und ein neuer entstand:
„Wenn du hart arbeiten musst, tust du das Richtige.“
Ich sag: Bullshit

TL;DR:
Hustleculture tut uns nur gut, wenn wir erkennen, dass man hart an der richtigen Sache arbeiten muss. Wie erkennt man eine richtige Sache? Sie funktioniert.

Kontakt zu Hustleculture

Ich kann mich noch erinnern. Ich war zu Fuß auf dem Weg zu einem Freund in Köln. Ein paar Tage ausspannen, Füße hochlegen und lange Gespräche während man sich versichtert, dass der Dom noch steht (Ja, tut er).

An einem der Tage erzählte er mir von Gary Vaynerchuck. “Kenn ich nicht. Wer soll das sein?“

Irgendwann später bin ich dem Namen dann wieder über den Weg gelaufen. Und wieder. Und wieder.
Is ja klar. Der Mann ist der Guru schlechthin, wenns um #hardwork oder #hustleculture geht. Und offensichtlich super populär. Gary Vaynerchuck war dann mein Intro zu Hustleculture – wobei mich das nie so ganz gepackt hat. Ich fand die Idee von Selbstzerstörung für ein Business, was man möglichst verkaufen will, bevor es in sich zusammenfällt, irgendwie uncool.
Aber Viele hören seine Nachricht und verinnerlichen sie.

Ist ja auch intuitiv verständlich. Ein Business zu starten ist hart. Hängt von vielen Variablen ab und nur die wenigsten hat man selbst unter Kontrolle. Was man aber unter Kontrolle hat, ist die Menge und Intensität der Arbeit, die man reinsteckt.

Ich sehe da nur ein Problem.
Ist halt falsch.

„Wir stecken alles, was wir haben, ins Business.“
Okay?
„Lass da nochmal Geld reinstecken. Wir zahlen uns später aus.“
Na gut?
„Wenn wir die nächten Jahre hart und täglich 10 Stunden arbeiten, könnten wir es vielleicht schaffen.“
Yay?

Finde den Fehler…

Es gibt in jedem Business Phasen, in denen es hart ist. Oder anstrengend. Oder mal mehr reingesteckt wird, als hinten wieder rauskommt.
Was aber so giftig an der Hustleculture ist, dass zwischen den Zeilen Folgendes steht: „Wenn du richtig hart und täglich 14 Stunden arbeitest tust du das Richtige und wirst erfolgreich.“

Und genau da rastet irgendeine Synapse in meinem Kopf aus ihrem gewohnten Gang aus und stört meine Ruhe:

Wie kann man denn wissen, ob man am „Richtigen“ arbeitet?

Gibts da nicht so etwas wie Feedback? Ist es noch schlau, nach Jahren der Aufopferung weiterhin alles zu geben, obwohl nie auch nur ansatzweise angemessene Erfolge für die Arbeit kamen? Wird eher der Kopf geschüttelt über die Arbeit die getan wird bzw. sie wird überhaupt nicht gesehen?

Das sind alles Warnsignale und sie leuchten in vielen bunten Farben.

“Nene is ja egal. Wenn ich morgens statt Cerealien einfach Paracetamol in Red Bull esse, fühlt es sich nur noch so an, als würd ich Glas kauen. Also mache ich das Richtige.“

Chill.
Wenn das Business, für das du dich gerade zerstörst, auf so grandiose Weise und breiter Front nicht funktioniert, ist es vielleicht eben nicht das Richtige.
Vielleicht zwingst du die Idee in Formen in der sie nicht sein will. (Dein Etsy-Business ist vielleicht doch nur ein Bastel-Hobby?)
Oder sie funktioniert schlicht nicht.

Genug vom Struggle-Porn

Wenn wir früher und öfter sicherstellen würden, ob eine Idee funktioniert, dann würde Es uns besser gehen.

Die Menge und die Härte der Arbeit, die wir reinstecken ist ein extrem schlechter Messwert. Wenn man auf das Verhältnis von Input zu Output achtet, kann das Ganze schon besser gehen. Output kann hier monetär sein. Oder einfach Spaß.

Lass uns also bessere Messwerte für unsere Business-Ideen suchen. Ich nehme “Hat es Spaß gemacht?“, „Hab ich was gelernt?“ und „Hab ich was verdient?“.
Geht alles einzeln oder kombiniert.
Cheers.

🙂

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